Ich bin kein großer Fan von Elvis-Fotobänden. Der Grund: Es gibt zu viele mit Masse, dabei leider wenig Klasse. Oftmals sind sie vollgestopft mit unscharfen Schnappschüssen, die nicht besser dadurch werden, dass man sie „aufbläst“, um sie möglichst groß zu präsentieren. Auch wenn sich das Motiv natürlich sehen lassen kann.
Um diese Platzverschwendung wieder gut zu machen, wird dann auf ein ansprechendes Layout verzichtet… und am besten auch gleich noch auf den Begleittext – schließlich braucht ja keiner genau zu wissen, wo, wann und wie die abgebildeten Fotos entstanden sind. It’s Elvis. Das muss reichen. Denkste!
Fotos aller Couleur kann man sich mittlerweile bis zum Abwinken in den Elvis-Social Media-Gruppen anschauen. Und mit ein bisschen Glück gibt’s noch ein paar gute Infos zum Fotoposting dazu. Gratis! Das sind die Fotobücher nämlich nicht – sie sind meist ziemlich teuer, schwer, unhandlich und leider – trotz der Arbeit dahinter, die durchaus zu erkennen ist – meist nicht gut konzipiert und geschrieben.
Trotzdem werde ich hin und wieder bei Fotobänden schwach… und freue mich dann, wenn ich auf eine Perle treffe. Da aus dem Hause Follow That Dream (FTD) – dem Elvis-Sammlerlabel unter der Ägide von Ernst Jorgensen – mit A Boy From Tupelo, Fashion For A King und Writing For The King drei meiner Lieblingsbücher kommen, ist das eine Quelle, nach der ich gerne schaue. Dem FTD-Konzept entsprechend, erscheinen diese Buchveröffentlichungen meist im Paket mit interessanten CDs, die auch offiziell unveröffentlichtes Matrial enthalten.
Genau bei so einem Schätzchen bin ich jetzt schwach geworden: Elvis Presley Taking Care of Business – in A Flash – benannt nach Elvis‘ persönlichem TCB-Motto in den 1970ern – ist ein noch druckfrischer, englischsprachiger Hardcover-Band im Format 25 x 30,5 cm, der sich auf gut 450 Seiten mit Leben und Karriere Elvis Presleys zwischen September 1970 bis Anfang Februar 1971 beschäftigt.
Dies ist also der Zeitraum kurz nach Abschluss der Dreharbeiten zu dem bekannten Dokumentarfilm Elvis That’s The Way It Is in Las Vegas, einer vielbeachteten ersten Tournee an der amerikanischen Westküste nach über zehn Jahren Abstinzenz, dem berühmten Treffen mit US-Präsident Richard Nixon und der Auszeichnung des King als einer der 10 Outstanding Young Men of America.

Elvis Presley und Thomas I. Atkins, Jurist, Bürgerrechtsaktivist und Mitstreiter von Martin Luther King werden im Januar 1971 als zwei von 10 Outstanding Young Men of America ausgezeichnet
Verantwortlich für diese Veröffentlichung ist ein Autoren-Trio, das sich seit Jahrzehnten intensiv mit Elvis-Presley beschäftigt. Dazu gehören Pål Granlund, der in Norwegen einst den Fan-Club Flaming Star gründete, Elvis Presley in rund 50 Konzerten live erlebte und fünf Mal persönlich treffen durfte. Granlund war in der Vergangenheit bereits an mehreren Elvis-Publikationen beteiligt, darunter The Concert Years, 1969–1977 (1997), The Best Of British (2013–15) und How RCA Brought Elvis To Europe (2016).
Der Zweite im Autorenbunde ist der Brite David English, der u.a. den FTD-Band Summer Of ’61 (2013) verantwortet, als Dritter Paul Richardson, der für das britische Magazin Elvis: The Man & His Music schreibt und den neuesten FTD-Band mit seinem exzellenten Oxford-Englisch adelt. Geballte Elvis-Expertise also!
Elvis Presley Taking Care of Business – in A Flash: Bildband
Elvis Presley Taking Care of Business – in A Flash ist gut geschrieben, dafür hat Paul Richardson gesorgt, und überzeugt mit einem einfachen, aber stimmigen Konzept, das sich an Jorgensens A Boy From Tupelo anlehnt. Chronologisch werden Fotos, die Elvis Presley entweder in einer privaten oder beruflichen Situation zeigen und wahlweise von Profi-Fotografen (etwa Ed Bonja) oder Fans geschossen wurden, mit genauer Angabe von Zeit und Ort präsentiert.

Fan Judy Palmer versorgt Elvis mit einer Zeitungskritik seines Konzerts in Detroit 1970 und der King packt sie in seine private Sammlung – Elvis Presley Taking Care of Business – In A Flash, FTD Books 2016
Die Fotos werden ergänzt mit Primärquellen in Form von Zeitungsartikeln, Original-Korrespondenz oder Erzählungen von Zeitzeugen, darunter Freunde und Bekannte Elvis Presleys oder langjährige Fans. So ergibt sich ein interessanter Perspektivenwechsel, der die Ereignisse aus unterschiedlicher Sicht präsentiert. Der Begleittext der Autoren ist reduziert, gut geschrieben und – selten bei Elvis-Büchern: sehr sachlich. Der Leser soll sich ganz offensichtlich aufgrund der präsentierten Quellen seine eigene Meinung bilden – die Puzzleteile selbst zusammenfügen.
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