Endlich! Er ist wieder da! Fast zwei Jahre sind vergangen seit er hier in Nashville in RCAs Studio B zuletzt vor dem Mikro stand und Hits wie A Big Hunk Of Love aufnahm. Es kommt ihm vor, als sei das in einem anderen Leben gewesen.
Viel ist seit Juni 1958 passiert. Mutter Gladys starb völlig überraschend im Alter von nur 46 Jahren, kurz bevor Uncle Sam ihn ins ferne Deutschland verschiffte, wo er anderhalb Jahre lang im hessischen Friedberg seinen Dienst am Vaterland leistete. Als (fast) stinknormaler G.I. in einer Panzerdivision. Der King of Rock ’n‘ Roll im Exil.
März 1960: Elvis Presley bei einem Pressetermin in Graceland kurz nach seiner Rückkehr aus Deutschland und unmittelbar vor der Aufnahmesession für das Comeback-Album Elvis Is Back!
21 Monate spielte er keine einzige neue Studioaufnahme ein, nahm er keinen einzigen neuen Hit auf, gab er kein einziges Konzert vor zahlendem Publikum. Nulla, nada, niente! Eine Ewigkeit, vor allem im schnelllebigen Musikgeschäft. Ob er jetzt einfach dort anknüpfen kann, wo er aufgehört hat? Wird er sich neu erfinden – kann er so erfolgreich sein wie zuvor?
Keine Selbstverständlichkeit. Viel hat sich getan in der Musikszene seit er seine Blue Suede Shoes gegen die Uniform eintauschte: Der Sound der 50er, den er wie kaum ein anderer prägte, ist 1960 längst einem weicheren, poppigeren Sound gewichen. Viele seiner ehemaligen Chart-Mitstreiter aus der Rock-’n’-Roll-Ära konnten ihre Erfolgsserie nicht aufrechterhalten. Statt Little Richard und Chuck Berry sind jetzt etwa Bobby Darin und Frankie Avalon angesagt.
21 Monate bis zun nächsten Mal: Elvis vor dem Mikro im Juni 1958.
Entsprechend ist die Spannung im Studio zum Greifen – er kann sie deutlich spüren, als er jetzt vor dem Mikro steht. Alle, die in seiner Karriere etwas zu sagen haben (oder haben wollen), sind da. Steve Sholes, zuständig für Artist & Repertoire bei Plattenfirma RCA, ist in Begleitung von RCA-Kollege Bill Bullock gekommen… und wirkt sichtlich nervös. Schließlich ist heute „E-Day“, wie er den großen Tag in Anlehnung an den „D-Day“ der Operation Overlord, also die Invasion der Alliierten in der Normandie 1944, nennt.
Äußerlich völlig gelassen, dabei geschäftig und immer eine Spur zu laut gibt sich Manager Colonel Tom Parker, der mit seinem Assistenten Tom Diskin angereist ist. Selbstsicher kaut der (falsche) Colonel auf seiner dicken Zigarre und versichert Sholes und Bullock, der Junge habe nie besser geklungen – ganz sicher. Aber kann „der Goldjunge“ auch tatsächlich „liefern“?
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2020/04/Elvis-Presley-Graceland-Maerz-1960-1000.jpg12471000memphisflashhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifmemphisflash2020-06-14 20:02:392021-06-04 15:42:42Elvis Is Back!
Wer hingegen unvoreingenommen mit der Distanz von mehr als einem halben Jahrhundert einfach nur zuhört, kommt zu einem anderen Ergebnis. Kein Wunder, denn hinter den Filmsongs steckten oft erfahrene und erfolgreiche Komponisten, während an den Aufnahmen die besten Studiomusiker ihrer Zeit beteiligt waren. So auch bei Can’t Help Falling In Love – aufgenommen am 23. März 1961 bei Radio Recorders in Hollywood.
Wie »Can’t Help Falling in Love« entsteht
Text und Melodie von Can’t Help Falling In Love ist eine Gemeinschaftsproduktion, und zwar von Luigi Federico Creatore (1921-2015), Hugo E. Peretti (1916-1986) und George David Weiss (1921-2010). Die Italo-Amerikaner Creatore und Peretti waren Cousins, die in den 1950ern zunächst als Songwriter-Duo Hugo & Luigi in New York bekannt wurden, später aber auch als Plattenproduzenten in Erscheinung traten.
Das Songwriter-Duo Luigi Creatore und Hugo Peretti.
Als Songwriter arbeiteten die beiden u.a. für Mercury Records, bevor sie für Elvis‘ New Yorker Plattenlabel RCA Hits für bekannte Sänger/innen wie Perry Como, Sam Cooke und Peggy March komponierten. Wie oft bei Komponisten, die im Duo arbeiten (→ Writing for the King: Sid Tepperund Roy Bennett, → Jerry Leiber und Mike Stoller), gab es eine Arbeitsaufteilung: Luigi war eher für die Texte und Hugo eher für die Melodien zuständig.
Komponist und Arrangeur George David Weiss.
In ihrer Zeit bei RCA arbeiteten sie hin und wieder, so auch bei The Lion Sleeps Tonight – 1961 ein Nummer-Eins-Hit für die Doo-Wop-Formation The Tokens -, mit George David Weiss zusammen, der im Team sowohl Texte als auch Melodien beisteuerte. Weiss, Creatore und Peretti hatten ein Händchen dafür, internationale Melodien als Basis für ihre eigenen Kompositionen zu adaptieren.
Bei The Lion Sleeps Tonight war es das afrikanische Lied Mbube Wimoweh (Der Löwe schläft) und bei Can’t Help Falling in Love lehnten sie sich an das französische Liebeslied Plaisir d’Amour an, dessen Melodie Jean-Paul-Égide Martini (auch Johann Paul Aegidius Schwarzendorf) im späten 18. Jahrhundert komponierte.
Einen Song für den Film Blue Hawaii zu schreiben, war nicht der erst Auftrag, den das Trio 1961 von Elvis‘ Musikverlegern – den Brüdern Aberbach von Hill & Range in New York – erhielt. Sie waren zuvor schon für den Titelsong des Films Wild In The Country (Lied des Rebellen, 1961), der im Jahr zuvor gedreht worden war, erfolgreich im Rennen gewesen.
Somit kannten Creatore, Peretti und Weiss auch das Prozedere schon, an das die Komponisten von Elvis-Filmsongs sich halten mussten. Das bestand im Wesentlichen darin, dass es keinen festen Auftrag mit garantierter Abnahme der Kompositionen gab, sondern mehrere Songwriter (-Teams) im Wettbewerb um die Soundtrack-Kompositionen standen (→ Elvis‘ Fun In Acapulco: Drehbuch und Soundtrack).
Die Teams wurden meist von Freddy Bienstock beim Musikverlag Hill & Range beauftragt. Anschließend wurden die in Form von Demobändern angelieferten Kompositionen von Elvis selbst angehört und für die Aufnahme seines Soundtracks ausgewählt – oder eben nicht. Persönlichen Kontakt zu den Komponisten hatte Elvis Presley in der Regel nicht. Luigi Creatore beschreibt das Verfahren so:
„They didn’t give you an assignment. They said: ‚We want a song for the title of the movie.‘ They gave it to us [Drehbuch], gave it to other songwriting teams, maybe six or eight writers. Then they would pick what they liked. All the writers were writing on spec because it was Presley. The writers that they were approaching were never writing on spec but with Presley you did because he was big enough to take the shot. Nobody was paying you and nobody was assuring you that once you wrote the song it would be in the movie.“
Luigi Creatore, zitiert nach Ken Sharp: Elvis Presley Writing for the King, FTD Books, 2006
Trotz des Risikos, vielleicht für umsonst zu arbeiten, nahmen Creatore, Peretti und Weiss 1961 den Auftrag der Musikverleger an, eine Ballade mit „europäischem Flair“ für eine ganz besondere Filmszene in Blue Hawaii (Blaues Hawai) zu komponieren und ein Demo aufzunehmen.
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2020/06/Elvis-Presley-in-seinem-MG-auf-Hawai-1961-1000.jpg6401000memphisflashhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifmemphisflash2019-06-20 18:45:442022-04-10 19:12:04Wise Men Say…
Elvis Presley wäre dieses Jahr (2019) 84 Jahre alt. Also genau doppelt so alt, wie er tatsächlich geworden ist. Als er 1977 im Alter von nur 42 Jahren starb, war er bereits die Hälfte seines Lebens ein internationaler Superstar – und in den Augen (und Ohren) vieler Zeitgenossen der weltweit bekannteste, mit zahllosen Hits wahrscheinlich auch beliebteste und erfolgreichste amerikanische Sänger seiner Ära.
Elvis Presley: 166 Millionen YouTuber can’t help falling in love.
Doch was ist von der Musik Elvis Presleys bis heute geblieben – 65 Jahre nachdemer in Memphis seine erste kommerzielle Platte aufnahm? Was fördert das Gedächtnis einer breiten Öffentlichkeit in 2019 zutage, wenn gefragt wird: Nenne den bekanntesten Elvis-Song? Oder nenne zumindest irgendeinen Elvis-Song?
Können Musikhörer in 2019 diese Frage überhaupt beantworten? Schließlich stand die Musikwelt in den letzten 40 Jahren alles andere als still, sondern hat immer wieder neue Megastars hervorgebracht. Jede Generation hat ihre eigenen musikalischen Lieblinge unterschiedlicher Stilrichtungen. Es lebe die Vielfalt.
Außerdem wird Musik heute anders konsumiert als in der Ära Elvis Presleys. Seine Songs kamen übers Radio (später auch Kino) und als Schallplatte via Single, Extended Play und Album an den Hörer. Es folgten Musikkassette und CD. Das Auslaufmodell CD hat der King schon gar nicht mehr erlebt. Heute wird Musik vor allem gestreamed – Streaming-Dienste wie Spotify haben nicht nur bei der jüngeren Generation zunehmend die Nase vorn.
Angebote wie YouTube bringen längst ihre eigenen Stars hervor – so mancher verzichtet gleich ganz auf ein Plattenlabel und vermarktet sich selbst. Wo sollte in dieser Welt Platz sein für die Musik Elvis Presleys, der aufhörte, Musik zu machen, als all das noch nicht einmal ein ferner Gedanke war?
166 Millionen YouTuber can’t help falling in love
Tatsächlich haben die Hörer von heute den King nicht nur längst fest auf Spotify und YouTube etabliert, sondern sorgen in der schönen neuen Musikwelt durch die Anzahl ihrer „Views“ und ihre vielsprachigen Kommentare für Transparenz im Hinblick darauf, was denn nun der weltweit beliebteste Elvis-Song ist, warum sie ihn mögen und warum „Elvis bleibt“.
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2020/05/elvis_presley_1969-1000.jpg5621000memphisflashhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifmemphisflash2019-05-31 21:40:132021-06-05 21:34:29Elvis, was bleibt?
JUST ELVIS lautete ursprünglich der Arbeitstitel der heute als ’68 Comeback-Special bekannten Fersehsendung, mit der Elvis Presley 1968 seine Rückkehr auf die Konzertbühne einläutete.
Intensiv: Elvis Presley bei den Aufnahmen zum 68 Comeback Special, das zunächst den passenden Arbeitstitel JUST ELVIS trug.
Das Produktionsteam (v.l.n.r.): Bones Howe, Steve Binder, Elvis Presley, Bob Finkel mit Joe Esposito bei einer Pressekonferenz im Juni 1968.
Was so einfach und überzeugend klang, erwies sich in der Praxis als nicht ganz so leicht. Als man Anfang Juni 1968 mit dem Proben zunächst in den Produktionsräumen von Binder und Howe, später dann auf dem Gelände des NBC-Studios in Los Angeles begann, entwickelte sich das Drehbuch – nicht zuletzt durch die Anwesenheit und Mitarbeit Elvis Presleys, der dort sozusagen einzog – noch einmal beträchtlich. Er brachte selbst eine ganze Reihe Ideen ein, wie Howe 2008 in einem Interview beschrieb:
„I have to hand it him, Elvis was a real trooper. He came to the office every day and worked with the guys who were writing the script. He worked with the guys who were writing the songs. He was amazing. He rolled up his sleeves and became part of the production crew. He came to every rehearsal, he rehearsed with the dancers. He really loved doing that work.“
Bones Howe, 2008
Deswegen stand der musikalische Rahmen erst, als die Musiker am 20. Juni im Aufnahmestudio von Western Recorders erstmals zusammenkamen, um die Produktionsnummern vorab aufzunehmen, die den erzählerischen Faden der Semidokumentation bildeten. In anderen Worten: die Medleys.
Die Musiker, die darauf zu hören sind, sind im TV-Special bis auf die Background-Sängerinnen der Formation The Blossoms aus der Gospel-Sequenz nicht zu sehen. Rückblickend ist das schade, denn es waren sehr namhafte Musiker darunter.
Der King trifft auf „The Wrecking Crew“ mit NBC-Orchester
Musikproduzent Dayton Burr „Bones“ Howe, der in den 1950ern unter Thorne Nogar bereits erfolgreich mit Elvis u.a. bei den Soundtracks zu Jailhouse Rock (1957) und King Creole (1958) gearbeitet hatte, setzte sich dafür ein, dass der Medley-Soundtrack nicht – wie ursprünglich geplant – einfach bei NBC aufgenommen wurde, weil er aus Erfahrung wusste, dass Elvis für seinen Sound eine richtig angesagte Rhythmustruppe brauchte.
Weiß genau, was er will und was er nicht will – Elvis Presley im Juni 1968.
Und die gab es beim damals sehr gefragten, unabhängigen Studio (United) Western Recorders auf dem Sunset Boulevard, wo Howe selbst unter anderem Gruppen wie etwa die The Mamas and The Papas (California Dreamin‘) mit Erfolg produzierte.
Denn bei Western arbeitete eine Gruppe ausgezeichneter Session-Musiker, die sich selbst augenzwinkernd „The Wrecking Crew“ (etwa „die Abriss-Truppe“) nannte. Die etwa 30 Musiker, zu denen auch der kürzlich verstorbene Schlagzeuger Hal Blaine gehörte (1929-2019) – er prägte den Namen für die Gruppe -, waren keine feste Band, sondern eher eine lose Formation, die in unterschiedlichen Konstellationen zum Einsatz kam.
Schlagzeuger Hal Blaine – Namensgeber der legendären Wrecking Crew.
Man sagt der Wrecking Crew nach, dass sie auf hunderten Studioaufnamen der namhaftesten Künstler mit den größten Hits der 1960er gespielt haben – darunter die schon erwähnten The Mamas and The Papas, The Byrds, The 5th Dimension, The Carpenters, Simon & Garfunkel, Beach Boys, Wall-of-Sound-Produktionen von Phil Spector, Sonny & Cher, Frank sowie Nancy Sinatra… und Elvis.
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/Elvis-68-Comeback-Special-1968-the-memphis-flash.jpg4301500memphisflashhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifmemphisflash2019-05-05 16:40:572022-06-23 17:29:16Aufnahmesession: Elvis Inside Western Recorders Juni 1968
Viele Songs werden zu Hits, aber nur wenige auch zu Klassikern. Ein Hit lebt im Moment – ein Klassiker beinahe unendlich. Er ist zeitlos. Elvis Presleys In The Ghetto von 1969 ist ein solcher Klassiker.
Ein nachdenklicher Elvis Presley Anfang 1969, als er In The Ghetto aufnahm.
Bleibt die Frage, was In The Ghetto – Elvis Presleys einzige Nr. 1 in den deutschen Charts – so zeitlos macht? Ist es vor allem der Liedtext von Countrysänger und Komponist Mac Davies (Pseudonym Scott Davis)…
IN THE GHETTO
As the snow flies On a cold and gray Chicago mornin‘ A poor little baby child is born In the ghetto (in the ghetto)
And his mama cries ‚Cause if there’s one thing that she don’t need It’s another hungry mouth to feed In the ghetto (in the ghetto)
People, don’t you understand The child needs a helping hand Or he’ll grow to be an angry young man some day? Take a look at you and me Are we too blind to see Do we simply turn our heads, and look the other way?
Well, the world turns And a hungry little boy with a runny nose Plays in the street as the cold wind blows In the ghetto (in the ghetto)
And his hunger burns So he starts to roam the streets at night And he learns how to steal, and he learns how to fight In the ghetto (in the ghetto)
Then one night in desperation A young man breaks away He buys a gun, steals a car Tries to run, but he don’t get far And his mama cries
As a crowd gathers ‚round an angry young man Face down on the street with a gun in his hand In the ghetto (in the ghetto)
And as her young man dies On a cold and gray Chicago mornin‘ Another little baby child is born In the ghetto (in the ghetto)
And his mama cries (in the ghetto) (In the ghetto) (Aah-aah)
In The Ghetto – Quelle: Elvis Presley Complete Masters
Es ist beides. In The Ghetto ist ein schönes Beispiel dafür, dass ein guter Song genau dann zu einem großartigen wird, wenn er auf einen erstklassigen Interpreten trifft. Ein perfektes Paar.
Elvis‘ ruhige, geradezu minimalistische, Darbietung, die für jeden seiner mehr als 20 im Januar 1969 eingespielten Takes kennzeichnend ist, transportiert eindringlich emotional die ausweglose Situation, von der im Liedtext die Rede ist. Und zwar ohne dass der Song ins Kitschige abrutscht.
Seine Stimme trägt den Song nicht nur – sie ist der Song. Das kann man besonders gut an den Originalaufnahmen mit minimalistischer Begleitung der Hausband des American Sound Studio hören, bevor diese Aufnahmen von Chips Moman mit den sogenannten Overdubs, also Backgroundsängerinnen und anderem Tralala, angereichert wurden.
In The Ghetto undubbed – Quelle: From Elvis in Memphis (Sammlerlabel FTD)
In dem Liedtext, der ursprünglich The Vicious Circle (Der Teufelskreis) hieß, geht es um das Schicksal eines jungen Mannes, der aufgrund seines sozialen Umfelds, also dem Leben im Getto, das ihm keinerlei Perspektive bietet, zwangsläufig in der Kriminalität landet und viel zu früh den Tod findet – wie viele vor und nach ihm.
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2020/01/elvis-presley-1968-1969-1000.jpg7491000memphisflashhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifmemphisflash2019-02-03 20:06:482022-10-03 21:31:09Elvis Presley: In The Ghetto (1969)
Immer noch der King oder ein Relikt aus den 1950ern? Elvis Presley im Frühsommer 1968.
Vor allem der 35-jährige Binder, der im Gegensatz zu seinem Partner Howe Elvis Presley bis zu diesem Zeitpunkt noch nie getroffen und folglich auch noch nicht mit ihm gearbeitet hatte, war skeptisch, ob ein Projekt mit dem „King of Rock ’n‘ Roll“, der für ihn vor allem ein Relikt aus den 1950ern war, wirklich ein kluger Karriereschritt war. Noch dazu schwebte Elvis‘ Manager eine Show mit Weihnachtsliedern vor, die auf wenig Begeisterung bei Regisseur und Musikproduzent stieß.
Binder hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, wie er nur wenige Stunden später feststellen sollte. Als Elvis Presley am Nachmittag auf die Minute pünktlich in Binder und Howes Büro auf dem Sunset Boulevard in Los Angeles eintraf, sah er nicht nur umwerfend und ganz und gar nicht wie ein Relikt der 1950er aus, sondern eroberte den skeptischen Regisseur im Sturm mit seiner Persönlichkeit. Wie Howe seinem Partner prophezeit hatte, waren er und der fast gleichaltrige Presley sofort auf einer Linie und wie selbstverständlich per Du.
Sofort auf einer Linie: Steve Binder und Elvis Presley 1968.
Nachdem Elvis seine Entourage – die berühmte Memphis Mafia – im Vorzimmer des Binderschen Büros sich selbst überlassen hatte, kam es zu einem erstaunlich offenen 6-Augen-Gespräch zwischen ihm, Binder und Howe über das geplante TV-Special für NBC.
Binder fragte Elvis unumwunden, an welchem Punkt seine Karriere sich aus seiner Sicht aktuell wohl befände. Der King anwortete mit einer Gegenfrage: „Sag‘ Du es mir!“ „Ich sehe keine Karriere„, sagte Binder direkt, und verwies darauf, dass er als erfolgreicher TV-Produzent im Musikgeschäft schon ein paar Jahre lang keine Elvis-Songs mehr die Charts habe stürmen sehen. Er nehme außerdem an, dass die Idee des TV-Specials aufgekommen sei, weil die Hollywoodfilm-Deals auch nicht mehr so liefen.
Damit traf Binder den Nagel auf den sprichwörtlichen Kopf – und das machte Eindruck auf Elvis Presley. Binder sprach offen aus, was er selbst längst dachte. Daraufhin entspann sich ein Gespräch über die aktuelle Musikszene. Zu Binders Überraschung kannte der King sich bemerkenswert gut aus, war also nicht wie befürchtet in der Vergangenheit stecken geblieben.
Endgültig gebrochen war das Eis, als Elvis die Frage, ob er denn einen für damalige Verhältnisse sehr modernen, von Bones Howe inspirierten Song wie Jimmy Webb’s Mc Arthur Park selbst aufnehmen würde, sofort bejahte. Schauspieler Richard Harris hatte mit Mc Arthur Park im selben Jahr einen Nummer-1-Hit in den Billboard-Charts.
Keep it simple: Ganz einfach nur Elvis
Jetzt waren Binder und Howe überzeugt, dass es Elvis Presley nicht darum ging, sich auf dem Erfolg vergangener Tage auszuruhen. Das war also nicht das Problem. Aber es gab eins: Elvis hatte große Vorbehalte gegen das Medium TV an sich, denn er hatte es in der Vergangenheit als extrem einschränkend erlebt.
Wirklich er selbst, betonte er, sei er nur im Aufnahmestudio mit gutem Songmaterial, zu dem er einen emotionalen Bezug habe, und live auf der Bühne, wo er sich frei bewegen könne und nicht wie festgetackert vor dem Mikro stehen müsse. In den 1950ern hatte er sich in TV-Shows, wie etwa bei Steve Allen, wiedergefunden, die um den Gastgeber herum gebaut waren, der ihn mehr oder weniger nur als Quotentreiber vorführte und nur wenig eigenen Spielraum ließ.
Binder versicherte Elvis, dass sie das geplante Special völlig anders angehen würden. Es solle ihm passen wie ein maßgeschneiderter Anzug und daher auch nur für ihn und niemand anders als ihn funktionieren. JUST ELVIS – so der Arbeitstitel. Der gesamte Fokus solle auf Elvis Presley und seiner Musik liegen – keine anderen Gäste sollten davon ablenken. Sein Team wolle die perfekten Bilder zur Musik Elvis Presleys finden, damit er sich ganz auf seine Musik konzentrieren könne.
Und dennoch sei das TV-Special nicht ohne Risiko, so Binder zu Elvis. Sollte es trotz aller Bemühungen floppen, wäre es wohl vorbei mit seiner Karriere. Wäre es aber ein Erfolg, dann wäre der King aller Wahrscheinlichkeit zurück auf seinem Thron. Elvis Presley war bereit, das Risiko einzugehen. Von einem Weihnachtsspecial war dabei nicht die Rede.
Man vereinbarte unverzüglich ein zweites Treffen, bei dem Binder und Howe konkrete Ideen für die Sondersendung präsentieren wollten.
The Guitar Man’s Journey
Gleich nach diesem ersten Gespräch mit Elvis formierten Binder und Howe eine Brainstorming-Runde mit ihrem bewährten Produktionsteam. Dazu gehörten der Bühnenausstatter Gene McAvoy, die Choreografen Claude Thompson und Jaime Rogers, Gesangsarrangeur Earl Brown, Kostümdesigner Bill Belew, der in den 1970ern Elvis berühmte Jumpsuits kreiieren sollte, und die Drehbuchautoren Allan Blye und Chris Bearde. Letzterer ein mehrfacher Emmy-Gewinner, der auch für eine der Lieblings-Comedyserien Elvis Presleys schrieb: Rowan & Martin’s Laugh In (1968-1973).
Um die Idee von JUST ELVIS mit Leben zu füllen, besorgten sich Blye und Bearde so viel Song- und Filmmaterial von Elvis wie irgend möglich. Sie sollten die Basis bilden für das musikalische Drehbuch, das Elvis Presleys Leben sozusagen „in Musik“erzählen sollte. Ihre Grundidee leiteten Blye und Bearde dabei von dem Stück The Blue Bird des belgischen Dramatikers Maurice Materlinck ab. Im Stück geht es um Kinder, die ausziehen, um Glück und Wohlstand zu suchen, am Ende aber erkennen, dass das wahre Glück zu Hause liegt.
Schnell werden Blye und Bearde in Elvis‘ Songrepertoire auf den Song Guitar Man von Songwriter Jerry Reed aufmerksam, den Elvis 1967 aufgenommen, der aber wenig Resonanz in den Charts gefunden hatte.
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2018/07/I-quit-my-job-at-the-car-wash-1000.jpg7211000memphisflashhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifmemphisflash2018-08-12 19:20:562022-06-23 17:22:54JUST ELVIS: Vision und Konzept des ’68 Comeback-Specials
Elvis Presley wäre in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden. Und fast scheint es, als würde er seinen runden Geburtstag auch tatsächlich ganz groß feiern. Zumindest lassen die vielen Veranstaltungen, die rund um seinen Geburtstag im Januar und seinen Todestag im August weltweit zu seinen Ehren stattgefunden haben oder noch stattfinden, diesen Schluss zu.
Man bekommt den Eindruck, als sei Elvis Presley – am 16. August 1977 im Alter von 42 Jahren in Memphis/Tennessee verstorben – nie lebendiger gewesen als heute. Verfügbarer ist er in jedem Fall: Sein Image hat sich dank Social Media und einer traditionell sehr Community-freudigen Fangemeinde endgültig bis in den letzten Winkel dieses Erdballs verbreitet. „The King is dead – long live the King“ , schallt es aus allen Ecken!
Die Illusion, dass Elvis Presley irgendwo backstage auf seinen nächsten Auftritt wartet, ist fast perfekt. Bald wird er als Hologramm auf Tournee gehen – die technischen Vorbereitungen dazu laufen bereits auf Hochtouren. Das Einzige, was wirklich fehlt, sind neue Aufnahmen des King, ein lukrativer Absatzmarkt dafür ist zweifellos vorhanden.
Wir erinnern uns an die erfolgreiche Scheibe Elvis Presley Christmas Duets (2008), an das weniger erfolgreiche Love Me Tender-Duett mit Barbra Streisand (2014), das Hologramm-Duett mit der teilweise irgendwie irritiert aus der Wäsche schauenden Celine Dion bei If I Can Dream (2007) …
… und das erste der niedlichen „Familien-Duelle“ mit Elvis-Töchterchen Lisa Marie (1997), das mit Don’t Cry Daddy gehörig auf die Tränendrüse drückt.
Was alle Duette gemeinsam haben, ist, dass Elvis einen weiblichen Gesangspartner hat. Passt! Nun aber hat man sich was Neues ausgedacht. Im Herbst 2015 geht – wie Billboard jüngst verkündete – eine neue CD unter dem Titel If I Can Dream: Elvis Presley with The Royal Philharmonic Orchestraan den Start. Das finde ich ganz spannend, zumal es um Neuinterpretationen von Elvis-Hits geht, die unterschiedlich angegangen werden. Einige verwenden Elvis-Originalaufnahmen aus den Jahren 1956 bis 1973, bei anderen sind zeitgenössische Künstler zu hören. So weit, so gut.
Genau auf dieser Scheibe enthalten ist auch ein Elvis-Duett mit dem beliebten kanadischen Schmusesänger Michael Bublé. Dass Bublé sich an Elvis macht, ist nicht weiter erstaunlich, das tut er dauernd und er macht es – vor allem bei den Balladen – oft auch richtig gut, wie hier bei den Klassikern…
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2016/08/Elvis-If-I-Can-Dream-Cover-2015-1000.jpg10001000memphisflashhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifmemphisflash2015-08-19 07:15:592021-06-13 10:20:24Fever: Elvis im Duett mit Michael Bublé
Über das besondere Verhältnis von Elvis zu seiner früh verstorbenen Mutter Gladys Love Presley ist schon viel geschrieben worden, ein Aspekt blieb dabei bislang allerdings weitgehend außen vor: Inwieweit gibt es Songinterpretationen, die Elvis seiner geliebten Mutter gewidmet hat? Dieser spannenden Frage geht der englische Journalist und Autor Paul Simpson in seinem englischsprachigen Gastbeitrag für The Memphis Flash nach.
A song for Gladys by Paul Simpson
Written by his friend Red West, Elvis’s criminally underrated ballad That’s Someone You Never Forget sounds like a haunting ode to his much mourned mother. In the spring of 1961, Elvis Presley asked his friend Red West: “How about coming up with a song with the title of That’s Someone You Never Forget?”
West sat down at the piano and did just that. He worked out the melody first and then penned lyrics that, as Peter Guralnick noted in Careless Love, the second volume of his Elvis biography, “contained sentiments that under ordinary circumstances would have been assumed to be about an ex-lover, but in this case it wasn’t much of a stretch to imagine that Elvis might be singing of his mother.”
Elvis mit seiner Mutter Gladys in Memphis 1956 - Foto: Michael Rose: Elvis Presley A Moment In Time
Entspannte Momente: Elvis mit seiner Mutter Gladys 1956 - Foto: Michael Rose: Elvis Presley A Moment In Time
Elvis Presley mit Red West in Deutschland Ende der 1950er
Gladys mit Elvis und Vernon Presley 1937
Gladys mit Elvis 1956
Red was desperate to succeed as a songwriter – Presley had already mentioned his friend’s ambitions to publisher Freddie Bienstock. Knowing how mercurial Elvis could be, West took the song to Gold Star Recording in Hollywood and made a demo that Presley promised to record.
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/04/Beitragsfoto-a-song-for-gladys-simpson.jpg6861030Paul Simpsonhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifPaul Simpson2015-04-25 00:10:012022-04-10 19:23:21That’s Someone You Never Forget: A song for Gladys?
Es gibt Songinterpretationen von Elvis Presley, die ich nie satt bekomme, egal wie oft ich sie höre. Eine davon passt ganz wundervoll zu Ostern, denn es ist ein Gospel: Stand by Me. Nicht zu verwechseln mit Ben E. Kings gleichnamigen Hit von 1961 aus der Feder des legendären Autorenteams Jerry Leiber und Mike Stoller, das auch für Elvis viele Hits geschrieben hat.
Elvis Presley 1966
Nein, das Stand By Me, das ich meine, wird gerne als Traditional bezeichnet und stammt aus der Feder von Rev. Charles Albert Tindley (1851–1933). Tindley war Pfarrer in der Glaubensgemeinschaft der Methodisten an der amerikanischen Ostküste und komponierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine ganze Reihe vor allem in den USA bis heute sehr bekannter religiöser Lieder. Darunter neben Stand by Me auch We’ll Understand It Better By and By – beide Songs hat Elvis Presley im Frühjahr 1966 für sein Album How Great Thou Artadaptiert.
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/04/Stand-by-Me-Beitragsfoto.jpg6861030memphisflashhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifmemphisflash2015-04-04 18:31:222022-04-10 20:05:28The Gospel Side of Elvis: Stand by Me
»What a funky funky studio«, bemerkte ein gut gelaunter Elvis Presley amüsiert, als er an einem kalten Januarabend des Jahres 1969 mit großem Gefolge Lincoln »Chips« Momans American Sound Studio in Memphis betrat, um hier eine der produktivsten und erfolgreichsten Aufnahmesessions seiner Karriere zu beginnen.
Es sollte eine Session werden, die in mehreren Etappen zwischen dem 13. Januar und 22. Februar 1969 neben einer Reihe ganz großer Hits, wie etwa In the Ghetto und Suspicious Minds, auch das Kultalbum From Elvis in Memphis (1969) hervorbrachte (→ siehe auch Elvis Back In Memphis). From Elvis in Memphis wird heute zweifelsfrei zu den künstlerischen Höhepunkten Elvis Presleys gezählt – nicht wenige halten es für sein bestes Studioalbum überhaupt.
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2013/03/band69_americanstudio-1000.jpg7981000memphisflashhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifmemphisflash2014-01-30 18:20:512022-07-24 15:55:11Kult: From Elvis in Memphis at American Sound Studio 1969
Kaum zu glauben, aber so manche Elvis-Aufnahmesession ist selbst in Fankreisen bis heute relativ wenig bekannt, vor allem dann, wenn kein Megahit oder Album daraus hervorging. Dass es sich dennoch lohnt, gerade bei den unbekannteren Sessions genauer hinzuhören, beweist das Elvis-Sammlerlabel Follow That Dream (FTD) mit der Veröffentlichung von Stay Away, Joe (2013).
Cover der FTD: Stay, Away Joe (2013)
Ach Gott, eine Soundtrack-CD, brauch‘ ich die wirklich, war mein erster Gedanke, als Stay Away Joe im Frühjahr 2013 als FTD-Veröffentlichung angekündigt wurde. Und das, obwohl ich den gleichnamigen Hollywoodstreifen mit Elvis in der Rolle des umtriebigen Indianers Joe Lightcloud, der 1968 in den USA in die Kinos kam, in Deutschland aber erstmals 1989 im TV zu sehen war (dt.: Harte Fäuste, Heiße Lieder) durchaus gerne mag, zumindest wenn ich in Stimmung für sinnfreien Klamauk mit viel Spaßfaktor bin!
Davon hat der Film eine Menge – wer ihn nicht kennt: Stay Away Joe läuft auch heute immer mal wieder im deutschen Fernsehen. Tipp: Der Film schaut sich am besten in der Gruppe – ordentlicher Biervorrat in Griffnähe -, denn Party und Bier gibt’s auch im Film satt ;-). Hier eine Kostprobe.
Aber musikalisch – und darum geht’s hier in erster Linie – hat die Western-Klamotte Stay Away Joe eben eher wenig zu bieten, ganze 4 Songs sind im Film zu hören: Stay Away, Stay Away Joe, Dominic, All I Needed Was The Rain – und kein Hit weit und breit. Aus diesem Grund erschien auch schon 1968 – ziemlich ungewöhnlich für einen Elvis-Hollywoodstreifen – kein Soundtrackalbum bzw. keine Soundtrack-EP (Extended Play).
Die Songs – alle in RCAs Studio B in Nashville aufgenommen – wurden einfach über verschiedene andere Publikationen verstreut. Wieso dann also eine Veröfftlichung des Sammlerlabels extra für Stay Away, Joe?
https://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2013/07/Elvis_StayAwayJoe_hatgutlachen-1000.jpg10041000memphisflashhttps://www.memphisflash.de/wp-content/uploads/2015/05/The-Memphis-Flash-Elvis-Presley-Blog-300x41.gifmemphisflash2013-07-15 00:15:142022-04-25 08:14:46Elvis: U.S. Male Stay Away from Goin‘ Home – it’s Too Much Monkey Business!
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